05.11.2021

Slow Design for fast change

"Rocking Chair". Ein Projekt von Clémece Buytaert. Fotos/Abbildungen: American Hardwood Export Council (AHEC)

Slow design for a fast change: Im November 2021 öffnet das Kunstgewerbemuseum Berlin seine ständige Sammlung für eine besondere Intervention. Im Rahmen der Präsentation des Projektes "Slow", initiiert vom American Hardwood Export Council (kurz AHEC), werden neun Design-Objekte, die vollständig aus nachhaltigen, amerikanischen Laubhölzern (Roteiche, Hard- und Soft-Ahorn sowie Kirsche) gefertigt sind, in die bestehende Ausstellung integriert. Im direkten Kontrast zu historischen Exponaten stehen die zeitgenössischen Entwürfe für frische, junge Stimmen modernen Designs. Sie alle artikulieren einen spezifischen Zeitgeist und eine bewusste Auseinandersetzung, welche die Design-Welt aktuell prägt und Entscheidungen im Kontext von Nachhaltigkeit und Verantwortung in Gestaltung, Produktion, Materialauswahl und Produktionsprozessen definiert.

Unsere Gesellschaft ist seit einiger Zeit von einem spürbaren Wertewandel geprägt. So wie die Individualisierung eine Vielfalt an Lebens- und Konsumstilen hervorbringt, so geht sie auch mit einem veränderten Verständnis von Qualität in Bezug auf Design einher. Menschen hinterfragen mehr denn je, was sie kaufen: Sie denken über den Designprozess nach, über die Produktionsstätte und verwendeten Materialien sowie die übergeordneten Themen Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Nachhaltige Produkte und Objekte, die Materialien möglichst lange in Wertstoffkreisläufen zirkulieren lassen – also mit dem Ziel eines Circular Designs konzipiert sind, gewinnen immer mehr an Bedeutung.

Darüber hinaus hat auch die weltweite COVID-19-Pandemie Menschen dazu veranlasst, ihr Leben und die Art und Weise, wie sie es gestalten wollen, zu überdenken: Schließungen von Einrichtungen und Geschäften, Arbeit von zu Hause und räumliche Distanzen sind die Faktoren, die unser Leben in diesen Zeiten verändern. Überall auf der Welt wurden hektische Routinen ausgebremst. Diese Entschleunigung führte dazu, dass Menschen bewusster wahrnehmen, was und wie sie konsumieren. Der Begriff "SLOW" – so wie er im Zusammenhang mit der Entwicklung von Slow Fashion oder Slow Food verwendet wird – stützt sich auf einen ganzheitlichen Ansatz für kreatives Denken, kreative Prozesse und Produkte. Er bezieht sich nicht darauf, wie lange es dauert, etwas zu entwerfen oder zu realisieren. Es geht vielmehr um einen erweiterten Bewusstseinszustand, um Verantwortlichkeit für das tägliche Handeln und um das Potenzial für eine Bereicherung an Erfahrungen für Einzelpersonen und Gemeinschaften.

NACHHALTIGKEIT IM DESIGN
Weitere Entwicklungen, die in den Diskursen an Bedeutung gewinnen, sind ein "langsamerer" Ansatz im Design sowie die zunehmende Diskussion über Nachhaltigkeit und unsere aktuelle Wegwerfkultur. Viele Menschen sind sich zunehmend bewusst, wie und für welche Produkte sie ihr Geld ausgeben. Sie bevorzugen vermehrt Produkte, die länger halten – idealerweise sogar über mehrere Generationen. Diese Produkte haben das Potenzial, ein Vermächtnis zu hinterlassen. In der heutigen schnelllebigen Kultur ist ein bewusster Wandel hin zu Objekten zu beobachten, die langlebig sind, ein zeitloses Design haben, von hoher Qualität sind und über Generationen hinweg Bestand haben werden. Dieser Wandel zeigt sich auch in Unternehmen, die sich zunehmend auf diese Aspekte konzentrieren.

"Slow Design" entwickelt sich ebenfalls zu einer wirtschaftlichen Denkweise. Designer haben heute einen enormen Einfluss darauf, wie Produkte geplant werden, wo, mit welchen Ressourcen und wie sie hergestellt werden. Die Zukunft für diese Entwicklung liegt in der nächsten Generation von Designern (die sowohl derer, die jetzt noch studieren, als auch derer, die vor kurzem ihr Studium abgeschlossen haben). Eine scheinbar verlorene Generation inmitten einer Pandemie, die sich auf der Suche nach einem Publikum befindet, dem es ihre Ideen und Produkte zu präsentieren gilt. Mit dem AHEC-Projekt "Slow" wird dieser Generation von Designern eine Plattform geboten. Die Teilnehmer sind dazu aufgefordert, innovative Produkte und Objekte zu entwerfen und Ideen zu entwickeln, die eine Bewegung in Richtung "Slow Design" widerspiegeln.

ZUM PROJEKT SLOW VON AHEC
Unter dem Einsatz von amerikanischer Roteiche, Hart- und Weichahorn sowie Kirsche hat jeder Designer ein Objekt entworfen, das seine Interpretation des Ausdrucks "Slow design for a fast change" aufzeigt. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie junge Designer:innen ihren Beruf heute neu denken, wenn sie die Aspekte Nachhaltigkeit und Langlebigkeit berücksichtigen und den Fokus auf Qualität legen. In Zusammenarbeit mit den erfahrenen Designern Hanne Willmann, Sebastian Herkner und Garth Roberts stellen die folgenden Projektteilnehmer ihre Arbeiten vom 26. November 2021 bis 20. Februar 2022 im Kunstgewerbemuseum Berlin aus:


Maximilian Beck, Clémece Buytaert, Simon Gehring, Hansil Heo, Sarah Hossli und Lorenz Noelle, Anna Koppmann, Haus Otto (Nils Körner und Patrick Henry Nagel), Theo Luvisotto und Maximilian Rohregger.

Die Ausstellung umfasst eine breite Palette von Objekten – von Schalen über Stühle, Bänke und Regalsysteme bis hin zu Tischen und modularen Möbelelementen. Die von der in Butzbach, Hessen niedergelassenen Werkstatt Holzfreude gefertigten Entwürfe zeigen den Wert präziser Handwerkskunst auf und präsentieren eine Auswahl der besten Nachwuchstalente des Designs, eingebettet in den einzigartigen historischen Kontext des Kunstgewerbemuseums in Berlin.

ÜBER AHEC
Seit über 30 Jahren steht der American Hardwood Export Council (AHEC) an der Spitze der Promotion von Holz in Europa und hat erfolgreich eine unverwechselbare und kreative Marke für Laubhölzer aus den USA aufgebaut. Durch innovative Design-Projekte wie "Legacy", "The Smile" und "MultiPly" für das London Design Festival demonstriert AHEC das Leistungspotenzial dieser nachhaltigen Materialien und liefert wertvolle Inspiration. AHEC hat bei der Analyse der Ökobilanz (Life Cycle Assessment/LCA) für Laubhölzer Pionierarbeit geleistet – ein Ansatz, der inzwischen auch von anderen Industrien übernommen wurde. LCA misst eine Reihe von Auswirkungen: den Primärenergiebedarf (aus erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen), das globale Erwärmungspotenzial, das Versauerungspotenzial, das Eutrophierungspotenzial und das photochemische Ozonbildungspotenzial.

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