26.10.2023

Flexible Arbeitsumgebung

Fotos: Erco GmbH | www.erco.com | Fotografie: Gavriil Papadiotis

Bei der Sanierung des Londoner Firmensitzes der Zaha Hadid Architects (ZHA) kam ein maßgeschneidertes Beleuchtungssystem von Erco zum Einsatz.

Zaha Hadid Architects (ZHA) sind für ihre radikalen Entwürfe, wie das Kunstmuseum Maxxi in Rom und das Aquatics Centre in London, bekannt und sahen sich nun bei der Sanierung ihres eigenen Londoner Firmensitzes einer ganz anderen Herausforderung gegenüber. Statt ein neues Gebäude zu planen, hat das Architekturbüro die 101 Goswell Road, eine frühere Textilfabrik, renoviert. Ein maßgeschneidertes Beleuchtungssystem von Erco spielt bei dieser Umgestaltung eine entscheidende Rolle, denn es verwandelt das historische Gebäude in eine flexible Arbeitsumgebung für vielfältige und kollaborative Aufgaben.

Eine neue Art zu arbeiten

2012 bezog ZHA das siebenstöckige Gebäude. Das Team war anfangs jedoch noch aufgeteilt auf diese Adresse und auf ein umgebautes Schulhaus in der nahegelegenen Bowling Green Lane. Die Corona-Pandemie – als die Angestellten hauptsächlich von zu Hause aus arbeiteten – führte zu einem Umdenken. Die Geschäftsführer von ZHA sahen eine Gelegenheit, sich auf einen Ort festzulegen und zu überdenken, wie das Büro funktionieren sollte. Sie wollten nicht nur so viele Schreibtische wie möglich in die Räume hineinstellen, sondern es entstand die Idee, verschiedene Arbeitsweisen zu unterstützen. Den Mitarbeitern sollte die Möglichkeit gegeben werden, ganz flexibel zu entscheiden, wie sie arbeiten möchten, und dabei sinnvoll zu interagieren. "Wir wollten ihnen einen Anreiz dazu geben, sich wieder auf den Weg zur Arbeit zu machen." erklärt Geschäftsführer Chris Lepine. "Wir kamen zu dem Schluss, dass Raum für Meetings und Zusammenarbeit der Schlüssel ist."

Verbesserung des Sehkomforts

Mit größerer Grundfläche und einer im Gegensatz zu dem alten Schulgebäude größeren Präsenz an der Straße, wurde das Gebäude in der Goswell Road als die zukunftsträchtigere Option erachtet, die aber auch ihre Herausforderungen mit sich brachte. Die Räume hatten sehr niedrige Decken und einen Bereich mit Treppe und Aufzug nahe der Stirnwand, so dass nur wenig natürliches Licht eindringen konnte. "Wir hatten eine sehr lange Wand ohne Fenster, durch die Tageslicht hätte hereinkommen können." erinnert sich Lepine. "Uns wurde bewusst: Wenn wir die Umgestaltung richtig machen wollen, dann müssen wir für eine Beleuchtung sorgen, die dem Ambiente gerecht wird."

Maßgeschneidertes Konzept

Das Gefühl der räumlichen Weite zu verstärken war der Ausgangsgedanke für das auf "Human Centric Lighting" ausgerichteten Systems, welches mit Erco entwickelt wurde.
"Opton"-Wandfluter verbessern die allgemeine Wahrnehmung von Helligkeit, während "Jilly"-Downlights für Stromschienen die Decken höher erscheinen lassen als sie in Wirklichkeit sind. Mit Leuchten, die dem Auge des Betrachters weitgehend verborgen bleiben, wird das Licht diskret dahin gestrahlt, wo es gebraucht wird und nicht komplett über den gesamten Raum. Dadurch werden offensichtliche Licht- und Schattenbereiche vermieden und der Sehkomfort erhöht. "Manchmal merke ich gar nicht, dass das Licht an ist, bis ich genau unter einer Leuchte stehe und nach oben schaue." bemerkt Lepine.

Keine Einheitslösung mehr

Der Hauptvorteil der "Jilly"-Produktfamilie ist ihre Flexibilität, die durch Strahler erreicht wird, die ganz unkompliziert ohne Werkzeuge an den Stromschienen neu positioniert werden können. Diese Flexibilität war eine Hauptzielsetzung bei der Umgestaltung der 101 Goswell Road, welche zusammen mit Zaha Hadid Analytics + Insights (ZHAI) geplant wurde, einer Forschungsgruppe, die digitale Daten und KI anwendet und damit Vorreiter auf dem Gebiet der intelligenten Arbeitsplatzgestaltung ist.


"In der Vergangenheit wurden bei der Bürogestaltung Einheitslösungen für alles angewendet, aber dieser Ansatz ist nun komplett überholt." sagt Ulrich Blum, Co-Leiter bei ZHAI. "Arbeitsbereiche müssen auch kurzfristig angepasst werden können, um den Unterschieden in der Art und Weise, wie Teams zusammenarbeiten, gerecht werden zu können."


Auf diese Weise entstand ein Design, das zwar weniger Schreibtische vorsieht, dafür aber eine größere Bandbreite an verschiedenen Bereichen, in denen Menschen zusammenkommen können. Ein Beispiel dafür ist der vierte Stock, welcher zu einem sozialen Treffpunkt umgewandelt wurde, der informelle Meetings und zufällige Begegnungen erleichtern kann.

Ungefähr in der Mitte des Grundrisses befinden sich die Durchgangsbereiche, die durch eine vielseitige Korkwand, die sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckt, geprägt werden. "Opton"-Leuchten an Stromschienen und "Starpoint"-Einbauleuchten mit 3000 K sorgen hier für eine wärmere Farbtemperatur und machen diese Bereiche damit zum "Herz" des Gebäudes, während an den Arbeitsplätzen kühlere Lichtfarben vorherrschen.


"Opton"-Strahler sorgen für eine dramatische und direkte Illuminierung von Architekturmodellen und -zeichnungen, die im ganzen Gebäude als Zeugen der Bandbreite an Architekturprojekten, die ZHA durchgeführt hat, zu finden sind.

Eine kabellose Steuerung mittels "Casambi"-Bluetooth ermöglicht einfaches Schalten und Dimmen der Leuchten – entweder einzeln oder in Gruppen – was sehr nützlich ist, wenn ZHA seine Präsentationen ändern will. Außerdem können damit auf einfache Weise abwechslungsreiche Räume geschaffen werden, so dass Mitarbeiter den Platz wählen können, der ihnen am besten passt. "Wenn die Leute von zu Hause aus arbeiten, können sie sich alles ganz individuell einrichten." sagt Blum. "Diese Autonomie möchten sie gern beibehalten, also mussten wir ihnen die Möglichkeit geben, ihr Umfeld zu beeinflussen." 


Das System reagiert auch auf Schwankungen in der Auslastung, indem sich das Licht in ungenutzten Bereichen automatisch abschaltet, was wiederum die Energieeffizienz erhöht.

Raum für Präsentationen

Die Erd- und Untergeschosse kombinieren Ausstellungsräume und Räume für Designforschung und digitale Produktion, die es ZHA ermöglichen, verschiedene Präsentationen architektonischer Innovationen zu zeigen. In diesen Stockwerken lassen sich außerdem weitere publikumswirksame Aktivitäten durchführen, von inoffiziellen Abendessen und Cocktailempfängen bis hin zu Workshops und Podiumsdiskussionen. Die "Parscan"-48-V-Strahler von Erco erlauben es ZHA, verschiedene Bereiche je nach Nutzungszweck zu betonen. "Wir können einen Raum auf verschiedene Weise darstellen." erklärt Melodie Leung, Associate Director bei ZHA. "Manchmal möchten wir, dass ein Raum als weites und einheitliches Ganzes erscheint, und manchmal soll er eher dramatisch wirken."

Leung ist überzeugt, dass die offenen und einsehbaren Räume den Leuten entscheidend dabei helfen, die Prozesse hinter der Architektur von ZHA zu verstehen. 


Kürzlich fand eine Ausstellung statt, bei der mit dynamischen Lichteffekten der Eindruck erweckt wurde, die gezeigten Objekte und Materialien seien in Bewegung. "Es ist wirklich wichtig für uns, eine bestimmte Umgebung zu schaffen", fügt Leung hinzu, "so dass die Leute beim Eintreten in die Welt von Zaha Hadid Architects eintauchen."


Seit die Mitarbeiter gegen Ende des Jahres 2021 wieder in die 101 Goswell Road zurückgekehrt sind, hat ZHA verschiedene Kombinationsmöglichkeiten von Remote- und Präsenzarbeit ausprobiert. Die Resonanz darauf war bisher positiv, und die Mitarbeiter treten sogar häufiger miteinander in Kontakt und tauschen sich aus, obwohl sie seltener im Büro sind. 


Das Resultat ist ein dynamisches Umfeld, das zu einem Architekturbüro passt, das seinen Fokus fest auf die Zukunft gerichtet hat.

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