10.08.2021

Internationales Nachwuchsdesign

Abbildung: Rat für Formgebung

Die 21 Gewinner des Newcomer Award ein&zwanzig des Rat für Formgebung 2021 stehen fest. Fünf von ihnen stellen wir mit ihren Entwürfen vor.

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag schlagartig und nachhaltig verändert. Die Arbeitswelt hat Einzug in die eigenen vier Wände gehalten, für viele zudem die Kinderbetreuung. Auf gleichem Raum müssen mehr Funktionen Platz finden, vor allem bei jüngeren Menschen, die in kleineren Wohnungen oder Wohngemeinschaften leben. Mehrere Gestalter des diesjährigen internationalen Design Newcomer Awards ein&zwanzig des Rat für Formgebung gehen in ihren Produktentwicklungsentwürfen dem hochaktuellen Wunsch nach Flexibilität auf den Grund. Wie gelingt es, täglich eingesetzte Wohnmöbel und Produkte unseren Rahmenbedingungen anzupassen?

Die ästhetisch anspruchsvollen Design-Lösungen der Nachwuchsdesignerinnen und -designer setzen sich kreativ mit den Auswirkungen der neuen Art des Arbeitens in wechselnden Umgebungen einerseits und des durch Covid-19 veränderten Freizeitverhaltens andererseits auseinander. Dabei steht Flexibilität für individuelle Unabhängigkeit. Diese kann durch neue Regeln des Pandemiegeschehens notwendig werden, aber auch durch unser kollektives Verständnis, das Mobilität als ein hohes Gut wahrnimmt. Design versteht sich heute als bedürfnisorientiert, es ist veränderbar und anpassungsfähig.

„New Work“: Wie arbeiten wir in Zukunft von zuhause aus?

„New Work" ist ein Möbel-Ensemble von Lucy Braun & Lars Schiwietz (Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd), das intelligent auf die unterschiedlichen Arbeitsweisen und die Raumsituation im Homeoffice reagiert. Ob vom Sofa aus, im Stehen oder mit Fensterblick – Arbeitsplätze in den eigenen vier Wänden müssen sich den tagesaktuellen Bedürfnissen anpassen und sich temporär unsichtbar verstauen lassen, wie die Möbel-Elemente von "New Work". Portable Arbeitsflächen, höhenverstellbare Tische, Multifunktionalität und wechselnde Raumgestaltung sind die Schlagwörter für die neue Flexibilität am (heimischen) Arbeitsplatz.

"Beppo Bench"

Die portable Sitzbank "Beppo Bench" von Tobias Trübenbacher (Universität der Künste Berlin) ist die Lösung für spontane Treffen im Park: Faltbar, leichtgewichtig und schnell im Aufbau lässt sich dieses Sitzmöbel überallhin mitnehmen und macht das Treffen mit Freunden unter freiem Himmel deutlich komfortabler. Dank eines Stahlseil-Systems baut sich die Bank mit einem Klick auf. Ob für ein Pop-Up-Event oder ein unverhofftes Meeting im Freien: "Beppo Bench" stärkt den Community-Gedanken und macht unabhängig von fixierten Sitzgelegenheiten in öffentlichen Grünanlagen oder Parks.

"Neozoon"

Ob draußen oder drinnen: die mobile Leuchte von Lukas Heintschel (Hochschule München) lässt sich dank eines Saugnapfes binnen Sekunden auf allen glatten Flächen befestigen. Ausgestattet mit einem mobilen Akku und unkompliziert in der Anbringung, steht die Leuchte für den aktuellen Anspruch an flexibles Design: Sie kann sich als Lichtquelle der jeweiligen Situation anpassen und eröffnet in der Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraums vielfältige praktische Möglichkeiten. "Neozoon" ist nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip für die Herstellung in Deutschland konzipiert, erfüllt also bestmöglich nachhaltige Kriterien.

"Frugal M.F.S."

Esszimmer, Wohnzimmer oder Büro: Das aus Aluminium gefertigte Möbel "Frugal M.F.S." von Merlin Everding (Universität der Künste Berlin) ist dank seines anpassbaren Designs in ganz unterschiedlichen Kontexten einsetzbar. "Frugal M.F.S." ist ein Regal- und Aufbewahrungssystem, kann aber genauso als Sitzbank oder Ablagefläche genutzt werden. Bestehend aus einem Grundmodul und erweiterbaren Elementen passt sich dieses modulare Möbel verschiedenen Bedürfnissen an, die an das Mobiliar in Wohn- und Arbeitsräumen gestellt werden.

"Super Vacuum Cleaner"

Unser Wohnraum ist eine kostbare Fläche, die wir nur ungern unverzichtbaren Haushaltsgeräten überlassen. Ivo Erichsen (l.) und Tobias Bihlmeyer (Fachhochschule Potsdam) haben mit "Super Vacuum Cleaner" einen Staubsauger entwickelt, der sich weder verstecken muss, noch wertvollen Stauraum kostet, sondern auch als Sitz-Hocker, Aufbewahrungsmöbel und Design-Objekt dient. Selbst die äußere Erscheinung des Staubsaugers macht ihn zu einem Hingucker im Raum. Die jungen Designer setzen auf natürliche Materialien wie Kork und Holz für die äußere Verkleidung, die in Verbindung mit einer vertrauten Formgebung stilistisch in fast jeden Wohnraum passt.

Die Designerinnen und Designer gehören mit ihren Entwürfen zu den 21 Winnern des ein&zwanzig Nachwuchswettbewerbs, die der Rat für Formgebung am 2. August 2021 bekanntgegeben hat. Einen vollständigen Überblick über die Gewinner finden Sie hier.


ein&zwanzig Award:
Der ein&zwanzig Award des Rat für Formgebung ist seit 2017 eine relevante Plattform im Bereich des internationalen Nachwuchsdesigns. Der Award richtet sich an Designstudentinnen und Designstudenten und Absolventinnen und Absolventen mit richtungsweisenden Arbeiten aus den Bereichen Möbel, Wohnaccessoires, Leuchten, Bodenbeläge, Tapeten, Textilien und Lifestyle. Eine internationale Fachjury wählt unter den Einreichungen 21 herausragende Arbeiten aus, von denen eine die Auszeichnung "Best of Best" erhält. Die Sonderauszeichnung wird in diesem Jahr am 6. September bekanntgegeben.


Die Jury hatte dieses Jahr die Aufgabe, 700 Einreichungen aus 64 Ländern zu begutachten. Das 14-köpfige Gremium besteht aus einer jungen Generation erfolgreicher Gestalter wie Hanne Willmann, Eva Marguerre und Marcel Besau sowie dem niederländischen Designduo Raw Color (Daniera ter Haar, Christoph Brach), Chen Min aus China und Coz Susani Design aus den USA sowie etablierten Designgrößen wie Formafantasma. Zudem sind Branchenkenner wie Christian Haas und Nina Bruun Teil des anspruchsvollen Auswahlprozesses.


www.ein-und-zwanzig.de | www.german-design-council.de

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