30.10.2020

Arbeiten mit Covid-19: 7 Thesen

Die aktuelle Ausnahmesituation schafft einen Paradigmenwechsel sowohl für Mitarbeiter als auch für Unternehmen. Beide Seiten werden mit neuen Abläufen konfrontiert, die innerhalb kürzester Zeit adaptiert werden müssen. Diese Notsituation ruft bei der Frage der Umsetzung von "New Work" eine völlig neue Dynamik hervor. Das eröffnet die Chance, tradierte Prozesse zu überprüfen, Potenziale zu erkennen und nach der Krise zu nutzen. Schon jetzt sind signifikante Veränderungen erkennbar, so der New-Work-Experte CSMM. Das Architektur- und Beratungsunternehmen aus München stellt sieben Thesen auf.

These 1: Enormer Digitalisierungsschub

Die Corona-Pandemie hat in vielen Unternehmen notgedrungen für einen enormen Digitalisierungsschub gesorgt. Firmen, die sich bisher gescheut haben, den nächsten Digitalisierungschritt zu gehen, oder bei denen die Dringlichkeit zur Digitalisierung branchenbezogen nicht gegeben war, sind nun gezwungen, sich ernsthaft mit dem Einsatz digitaler Hilfsmittel auseinander zu setzen. Bislang ungenutzte Potenziale – ob bei Prozessen, in der Arbeitsverteilung aber auch in der Kommunikation – werden derzeit aufgezeigt und im Optimalfall zukunftsgerichtet überdacht. Die dadurch in Gang gesetzte Dynamik wird in den kommenden Monaten und Jahren eine Vielzahl an Branchen in eine Umbruch- und Aufbruchstimmung versetzen. Sie bekommen so die Chance, teils festgefahrene Abläufe und Strukturen effizienter oder zielgerichteter zu gestalten. Covid-19 fungiert vielfach als Testlauf für eine neue Ära der Digitalisierung.

These 2: Virtual Meetings vs Face-to-Face

Die Krise zeigt einmal mehr, dass Meeting nicht gleich Meeting ist. In der Praxis lässt sich
gerade deutlich erkennen, für welche Art an Besprechungen zwingend von Angesicht zu Angesicht treffen sollte und welche durchaus virtuell stattfinden können. Auch hier ergeben sich wiederum Chancen, welche die Unternehmen nach der Krise aktiv nutzen können. Sie sollten Besprechungen ernsthaft auf den Prüfstand stellen und differenzieren. Dazu zählt auch die Frage, inwiefern es zielführend ist, zu jeder Routinebesprechung diverse Parteien von unterschiedlichen Standorten an einen Besprechungsort zu schicken. Kosteneffizienz und Zeiteinsparung sprechen für sich.

These 3: Homeoffice hat seine Grenzen

Home Office öffnet vielen Unternehmen die Tür in eine neue Ära des Arbeitens. Unternehmen, die agiles Arbeiten aufgrund der bestehenden Prozesse bisher nicht in Betracht gezogen haben, wurden durch die Umstellung auf remote working von zu Hause neue Möglichkeiten. Doch als Notlösung vorangebracht und von den Unternehmen über mehrere Wochen bewältigt, ist es per se noch keine Zukunftsstrategie. Viele Aspekte wie fehlende ergonomische Infrastruktur, Zerrissenheit zwischen Familie und beruflicher Verfügbarkeit oder der oftmals fehlende zusätzliche Büroraum in der eigenen Wohnung haben klare Grenzen aufgezeigt. Essentielle Aspekte wie die informelle Kommunikation und die persönliche Interaktion brechen bei dieser Variante meist gänzlich weg. Daher sollte Homeoffice lediglich ein Teilaspekt agiler Arbeitsmethoden sein, eine Ergänzung der anderen Raumszenarien, die noch nicht genutzte Potenziale des Unternehmens freisetzen kann. Es gilt nun, eine Bilanz aus den neugewonnenen Erkenntnissen zu ziehen und Chancen individuell für jede Firma zu nutzen.

These 4: Das Büro als Hub and Home

Nach einigen Wochen der Einschränkung und Isolation ist ersichtlicher denn je, wie wichtig das Büro als sozialer Knotenpunkt für den Austausch und als Plattform der Kreativität und Innovation ist. Bei aller Unabhängigkeit, die die Digitalisierung mit sich bringt, suchen Menschen weiterhin Stabilität und Nähe. Der Mensch als soziales Wesen sehnt sich auch in der Arbeitswelt nach einem Ort, der Identifikation stiftet. Eine inspirierende Arbeitsumgebung dient als emotionales Bindemittel zum Unternehmen und steigert das Wohlbefinden. Der Trend zur Hybridisierung, also zur Schaffung einer Mischform der vorher getrennten Systeme "Hub" (sozialer Knotenpunkt Büro) und "Home" (Heim), wird fortschreiten. Als "Home" bietet das Büro der Belegschaft eine Unternehmensheimat und vermittelt Zugehörigkeit. Zudem dient es als "Hub", als Dreh- und Angelpunkt, an dem Kollegen zusammenkommen, um kreativ zu sein und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Mitarbeiter werden das Büro – und hier insbesondere die Begegnungs- und Kommunikationsflächen – neu entdecken und neu bewerten. Die These ist in einer Forschungskooperation mit CSMM und dem ISF – Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung entstanden.

These 5: Möglichkeitsraum statt Einzelzelle

Auch wenn derzeit Vereinzelung und Abstandhalten das allgemeine Bild prägen – die bisherige Entwicklung in Richtung Großraumbüro als Möglichkeitsraum, also als Raum der Entfaltung, der Begegnung und der Teamarbeit, wird sich fortsetzen. Eine Rückkehr zum Einzelbüro ist sehr unwahrscheinlich und auch nicht zielführend in Bezug auf Wohlbefinden, Identifikation und Produktivität der Mitarbeiter. Was jetzt gefragt ist, ist die Förderung von Teamgeist und Innovationsfähigkeit. Unternehmen, die marktfähig bleiben wollen, benötigen Raum für Empathie, Kreativität und Erfindergeist und keine Einzelzellen zum Abarbeiten. Als Planer konzipieren wir das Büro als Möglichkeitsraum, ein Werkzeug, das den Nutzern dabei hilft, neue Visionen zu entwickeln und zu verwirklichen. Unser Interesse ist es, Impulse zu geben und Prozesse anzustoßen, die die Arbeitswelt verbessern.

These 6: Downsizing des Arbeitsplatzes stößt an Grenzen

Das mit der Corona-Krise einhergehende Social Distancing wird auch in Bezug auf die Größe des Arbeitsplatzes Einfluss haben. Die kontinuierliche Reduktion der Fläche pro Mitarbeiter wird vorerst einen radikalen Stopp erfahren. Viele Unternehmen werden zu enge oder zu dicht besetzte Büros überdenken. Im Hinblick auf künftige Krisen werden viele Unternehmen die Anzahl der Mitarbeiter in einem Raum verringern beziehungsweise die Abstände zwischen ihnen vergrößern. Aber nicht nur das Abstandsthema und flexible Separationsoptionen werden die Planung neuer Büros maßgeblich beeinflussen. Auch das Thema Hygiene wird ein Aspekt sein, der zukünftig in die Gestaltung und Konzeptionierung einfließen wird. Gewinner werden auf alle Fälle diejenigen sein, die das Wertschöpfungspotenzial ihrer Mitarbeiter erkennen und fördern.

These 7: Bewährungsprobe für Co-Working und Desk-Sharing

Eine Vielzahl an Geschäftsmodellen – Auto, Wohnung, Arbeitsplatz – ist über die letzten Jahre auf gemeinschaftliche Nutzung ausgelegt worden. In der aktuellen Krisensituation kommen diese Modelle ins Wanken. Die Idee des Co-Workings, eine dynamische und flexible Fläche zu schaffen, bei der fremde Personen einen Raum teilen, wird bei der Rückkehr aus dem Homeoffice auf eine Bewährungsprobe gestellt werden. Gleichzeitig eröffnen die flexibel nutzbaren Co-Working-Angebote den Unternehmen neue Möglichkeiten: Sie könnten Ergänzungsflächen anmieten, um ihre Mitarbeiter aus den jetzt zu dicht besetzten bisherigen Büros zu verteilen. Auch die innerbetriebliche Variante des Desk-Sharings wird eine neue Legitimation im Unternehmen durchlaufen müssen. Nichtsdestoweniger wird sich der Fokus von personalisierten Plätzen auf situative Arbeitsmöglichkeiten verlagern und Teams werden sich Infrastrukturflächen teilen.

Über CSMM

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CSMM versteht sich als Beratungs- und Architekturunternehmen, das sich auf Büroimmobilien und Arbeitswelten im In- und Ausland spezialisiert hat. Darüber hinaus begleiten die Experten auf Wunsch Change-Management-Prozesse. Für Entwickler, Vermieter und Eigentümer entwirft und steuert CSMM als Berater und Planer sämtliche baulichen und kommunikativen Prozesse für den Um-, Aus- oder Neubau von Gewerbeimmobilien. Dazu zählen Standortbewertung, architektonische Gesamtplanung und kreative Vermarktungsstrategien.


Die Marke "CSMM – architecture matters"  ist eine Weiterentwicklung der zuvor getrennt arbeitenden Unternehmen conceptsued GmbH und Modal M GmbH. Neben dem Münchner Stammsitz agiert das Unternehmen auch mit Dependancen in Berlin, Frankfurt a.M. und Düsseldorf.


CSMM ist Mitglied des Expertenpools der „Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB".


 


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