Wie gestaltet man die Niederlassung eines global agierenden Unternehmens, sodass die Räume individuell wirken und sich die Mitarbeitenden zu Hause fühlen? – "Localize it!" Getreu diesem Motto bereitete das Kinzo-Team in Berlin und München seinen erfolgreichen Pitch vor und überzeugte nicht zuletzt durch sein tiefes Verständnis für zukunftsorientiertes Arbeiten und sein Gefühl für das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt. In enger Zusammenarbeit mit dem Kunden wurde im nächsten Schritt ein Designentwurf angefertigt. Dafür gab es mehrmals wöchentlich digitale Meetings mit Projektmitwirkenden aus unterschiedlichen Ländern, wie Deutschland, England, Indien und den USA.
Das globale Unternehmen entwickelt Softwarelösungen zur Optimierung digitaler Arbeitsprozesse und beschäftigt weltweit rund 40.000 Menschen. Für die knapp 400 Mitarbeitenden in München mietete das Unternehmen Flächen im Quartier "Die Macherei" im Osten der Stadt.
Die Innenarchitektur mit lokalen Motiven zu verorten, hieß aber keineswegs, zünftige "Wiesn-Stimmung" zu verbreiten. Die Anleihen sind deutlich subtiler, wie Laura Kummer, verantwortliche Partnerin bei Kinzo, erklärt: "Wir haben das Leben in der Stadt thematisiert." Das sind für das Kinzo-Team vor allem die herrlichen, sommerlichen Tage, die viele Münchnerinnen und Münchner im Grünen entlang der Isar verbringen. Aber auch typische Münchner Elemente wie der Rillenputz an den Altbaufassaden oder das unvermeidliche Rautenmuster tauchen, in abgewandelter Form, in der Innenarchitektur auf.
Der neue, von Kinzo realisierte Münchner Standort erstreckt sich über drei Etagen und belegt 570 qm im Erdgeschoss, 2.500 qm im dritten und 2.100 qm im vierten Obergeschoss. Da hier überwiegend Sales-Mitarbeitende tätig sind, die interne und externe Kollaborationen betreuen, bedarf es mehr als klassische Schreibtisch-Arbeitsplätze. Davon gibt es entsprechend nur 61 im dritten und 56 im vierten Obergeschoss. Neben flexiblen Gruppenarbeitstischen, kleineren Arbeits- und Besprechungsnischen gibt es zudem einen multifunktionalen Workshop- und Schulungsraum. Außerdem befinden sich im Erdgeschoss wie auch in Teilen des dritten Obergeschosses teilöffentliche Flächen, die überwiegend Schulungen und Kundenevents gewidmet sind. "Being A Good Host" wird hier großgeschrieben, weshalb unter anderem eine Barista-Bar und Catering-Küche nicht fehlen durften. Die restlichen Obergeschossflächen werden intern als Arbeits- und Kommunikationsbereiche genutzt. Hier gilt: Alle Plätze sind geteilt, Clean Desk ist gelebter Standard. Für einige Teams wurden sogenannte Teamheimaten oder Nachbarschaften definiert, in denen sich die Mitarbeitenden meist aufhalten.
Die überwiegende Zahl der insgesamt ca. 220 Sitz- und Arbeitsgelegenheiten richtete Kinzo an Orten mit teilweise informellem Charakter ein, darunter Besprechungs- und Workshopräume, aber auch eine Bibliothek, Cafés und Gemeinschaftsflächen in unterschiedlichster Ausstattung und Möblierung – immer analog und digital funktional. Dabei charakterisieren einige wiederkehrende Ausstattungselemente die Räume, wie etwa der Bodenbelag. Im Erdgeschoss ist es durchgängig Beton, während in den Obergeschossen Teppichboden mit unterschiedlichen, farbigen Verläufen verlegt wurde. Der Farbcode: Gelb steht für Kollaboration, Dunkelgrau für Einzel- und Fokusarbeit und Rot oder Blau stehen für Kommunikation. Analog dazu sind die Decken in den Flurbereichen mit farbigen Streckmetallpaneelen verkleidet. Damit sich die Stockwerke optisch besser unterscheiden lassen, ist es in einem Stock oben Blau, unten Rot, im anderen Stock oben Rot, unten Blau. Ein weiteres Gestaltungselement sind die zahlreichen aufwendigen Einbauten, die zwischen Möbel und Innenarchitektur changieren und die auf verschiedenen Ebenen Funktionen wie Sitzgelegenheit, Empfang, Aufbewahrung oder Pflanzkübel umfassen.
Die wohl offensichtlichste Reminiszenz an das Münchner Lebensgefühl ist der Zapfhahn im Games Room, aus dem am Freitagnachmittag tatsächlich Bier fließt.
					  					Ansonsten setzte das Kinzo-Team Lokalkolorit eher subtil als dekorativ ein. So findet sich die bayerische Raute in Variationen wieder, etwa bei im Zick-Zack gehängten Pendelleuchten, im Wandregal am Empfang oder als Muster bei Einbauten oder Fliesen. Die große, agile Arbeitsfläche im Erdgeschoss, welche als Trainingsraum für Kunden genutzt wird, lässt sich mit Vorhängen zonieren, deren blau-weißer Farbverlauf an den sprichwörtlichen Münchner Himmel denken lässt. Und der für örtliche Altbauten typische Rillenputz war Vorbild für das vertikale Relief der Akustikpaneele.
					  					Die geliebte Isar wiederum schlängelt sich als geschwungene Sitzbänke durch den Hub, die große Gemeinschaftsfläche im 3. Obergeschoss. Auch die extra angefertigte Kunst an den Wänden in Kollaboration mit Münchener Künstlern zeigen eine moderne Interpretation des Münchener Lebens. Ergänzt um abstrakte Bergmotive und eine üppige Bepflanzung, entsteht hier ein Gefühl von organisch-fließender Landschaft – sodass die international Mitarbeitenden das Spezielle des Standortes spüren können und sich zudem im Büro wohl und zu Hause fühlen können.
Kinzo ist ein international tätiges Architekturbüro mit den Schwerpunkten Innenausbau, Bauen im Bestand und Placemaking, das 2005 von Karim El-Ishmawi, Martin Jacobs und Chris Middleton gegründet wurde. Die multidisziplinären Teams in Berlin, Hamburg und München begleiten Projekte unterschiedlichster Maßstäbe, von der Idee bis zur Fertigstellung. Sie erstellen zukunftsweisende Konzepte, um Orte zu vitalisieren und bedarfsgerecht umzuwidmen. Im Zentrum jeder Planung steht die Perspektive der zukünftigen Nutzer. Mit diesem ganzheitlichen und partizipativen Ansatz konzipiert Kinzo neue Lebens- und Arbeitswelten als unverkennbare Orte, die Menschen nachhaltig anziehen und begeistern.
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