25.01.2024

Neue Unternehmenszentrale

Fotos: Werner Huthmacher

Da die ursprüngliche Konzernzentrale zu klein geworden war, entschied sich Continental für einen Neubau am Stadtwald von Hannover. Der Gebäudekomplex wurde im Dezember 2023 nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet und bietet rund 2.400 Beschäftigten der Konzernfunktionen sowie der Unternehmensbereiche Tires und ContiTech eine neue Arbeitswelt. Die "Identity Architects" der Ippolito Fleitz Group gestalteten die Arbeitsbereiche, das Restaurant und die Cafeterien und übersetzten die Werte von Continental in eine großzügige und differenzierte Arbeitswelt, die die Anforderungen an Agilität und starker Identität gleichermaßen erfüllt. Mit dem flexibel und modular aufgebauten Raumkonzept bleibt Continental auch in Zukunft beweglich.

Mit dem neuen Campus fokussiert Continental auf Vernetzung, flexible Zusammenarbeit und Kommunikation über Abteilungsgrenzen hinweg. Der von Henn gestaltete Komplex verbindet zwei Gebäudeteile, die durch eine achtspurige Straße getrennt werden, über eine 71 Meter lange Brücke. Über den sogenannten "Loop" – als Continental-gelbes Band nach innen und außen sichtbar – werden verschiedene Raumtypologien miteinander vernetzt.


Diese Idee setzten die Experten des multidisziplinären Designstudios bei der Erschließung der Arbeitswelten fort, indem sie die zentralen Wege entlang der inneren Fassade verlagerten. Es entstand eine große kompakte Fläche fast über die gesamte Gebäudetiefe, die diverse freistehende Module in überschaubare und erfahrbare Nachbarschaften untergliedern. 


So entfaltet sich eine Landschaft aus unterschiedlichen Arbeitsplatztypologien: von dynamischen Orten des Austauschs und der Begegnung hin zu Orten der konzentrierten Arbeit und des Rückzugs. Die einzelnen Inseln halten großzügig Abstand zu ihren Nachbarn, so dass sich immer wieder neue und überraschende Sichtachsen bis nach draußen ergeben. Die Wege sind so ausgerichtet, dass sie immer auf ein Ziel zuführen, sei es ein Kommunikationsspot oder ein Ausblick in die Natur.


Die zentralen Wege entlang der Fassade rahmen dunkle Teppichflächen und eine von einer Licht-Voute begleitete, abgeschrägte Decke, die für klare Orientierung sorgen. Filterelemente und Blenden an den Schreibtischen bilden eine Pufferzone in Richtung der Arbeitsbereiche. Die Tischaufsätze sorgen für Diskretion, sind mit ihren Ablageflächen aber gleichzeitig Ankommenspunkte und eine Einladung zur Kommunikation.

Eigenes Raum-in-Raum-Konzept

Um möglichst flexibel auf die Anforderungen in den einzelnen Abteilungen und Bereichen reagieren zu können, wurde ein eigenes Raum-im-Raum-System entwickelt. Die Modul-Boxen gibt es in verschiedenen Konfigurationen in unterschiedlichen Größen und Ausstattung – von der Telefonbox bis zum großen Besprechungsraum. Egal, welche Funktion gerade bedient wird: Alle Boxen bieten einen hohen Schallschutz nach außen und eine geräuschlose Lüftung nach innen und sorgen so für hervorragende Arbeitsbedingungen. Den Modul-Kanon komplettieren Alkoven, Sitznischen, Arenen und verschiedene Lounges.

Diese Module und die eigentlichen Arbeitstische wurden auf den einzelnen Ebenen zu immer neuen Landschaften organisiert, die keinem festen Raster folgen, sondern auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt werden. Statt serieller Tischreihen entstehen Communities in kompakten Raumabschnitten, die mit ihren Nachbarn in Beziehung treten.


Visuelle Brücken entstehen auch an den Besprechungsräumen, deren Böden häufig aus dem Inneren in die Wegebereiche überlappen. Viele Teppichböden sind dabei als gelb-oranger Farbverlauf ausgeführt – ein Bild mit einer hohen Dynamik und gleichzeitig ein Beispiel, wie mit der CI-Farbe von Continental farbliche Akzente gesetzt wurden. Die Markenbotschaft wirkt hier nicht plakativ, sondern punktuell und damit umso intensiver.

Flexibel und zukunftsfähig

Die Modi der Arbeit befinden sich in einem permanenten Wandel, auf die die Architekten mit flexiblen Raumkonzepten reagieren. Der konstruktive Aufbau der Continental-Arbeitswelten reduziert deshalb die baulichen Eingriffe auf das nötigste. Ziel ist es, die Büroumgebung mit minimalinvasiven Eingriffen an neue Anforderungen anzupassen.


Zukunftsfähig ist auch der Nachhaltigkeitsanspruch von Continental, die mit dem Campus "DGNB Platin"-Status anstreben. So kommen vegane Leder, ein Produkt von Continental, zum Einsatz und die thermische Bauteilaktivierung der Decke sorgt für beste Energieeffizienz.

Klare Formensprache

Formensprache, Material- und Farbauswahl zahlen ein auf die Ausrichtung von Continental als innovatives Technologieunternehmen und wichtiger Partner der Mobilitätsindustrie. Präzise wie die technischen Lösungen von Continental folgen viele Formen klaren Geometrien, von den polygonalen Blenden an den Arbeitsplätzen bis zum Raster der Decken oder den eingelassenen Teppichfeldern. Dazwischen entstanden Orte, die dem Ungeplanten Raum geben. Denn so manche Nobelpreis-Idee ist am Kopierer oder in der Kaffeeecke entstanden. Innovation braucht auch den Zufall und die spontane Begegnung. Deshalb ist das Angebot an Kommunikationsorten groß und vielfältig.

Restaurant und Cafeterien als Kommunikationsorte

Wo Kaffee ist, wird auch gesprochen. Und Kommunikation ist – siehe oben – auch ein Innovationstreiber. Demensprechend wurde das Restaurant wie auch die Cafeterien in den beiden Gebäudeteilen als hybride Orte gestaltet. Hier finden die Mitarbeitenden nicht nur während der Pausenzeiten den passenden Platz, sondern das differenzierte Sitzplatzangebot empfiehlt sich auch als Abwechslung zum eigenen Schreibtisch. Ob auf dem hochgepolsterten Abteilsitz im Restaurant oder auf einem Platz direkt im Trubel des Atriums, ob mittendrin, ob versteckt in einem Alkoven oder nur leicht geschützt hinter durchlässigen Lamellen – jeder sucht und findet seinen kreativen Moment an einem anderen Ort. Im Restaurant erlauben außerdem mobile Trennwände, eine unterschiedliche Aufteilung der Fläche, von groß für Events bis klein für den Restaurantbetrieb.


Projektdaten

Neubau der Unternehmenszentrale der Continental AG in Hannover, Zeitraum 2018–2023


Zahlen und Fakten: Office area open spaces: 10.200 qm, 1.200 desks, Meeting rooms: 3.155 qm, 60 units, 612 seats, Restaurant: 920 qm, 300 seats, Cafeteria Nord: 450 qm, 72 seats inside, 49 seats outside, Cafeteria Süd: 280 qm, 93 seats


Team: Arsen Aliverdiiev, Michael Bertram, Kerstin El-Khawad, Gunter Fleitz, Eva Pérez Fons, Lisa Holler, Leticia Hutchings, Peter Ippolito, Christiane Klinner, Susann Kreplin, Frank Lakmann, Tim Lessmann, Eleonora Mannisi, Thomas Mura, Maria Cristina Orizzonte, Jana Stumpe, Bradley Wheeler, Elisabed Zautashvili


Partner: Henn (Architecture), Fact (Building services engineering), a·g Licht (Lighting design), Jäger Ausbau GmbH (Carpentry), Fotografie: Werner Huthmacher, huthmacher@werner-huthmacher.de / Ippolito Fleitz Group

Weitere Impressionen

Foto: Werner Huthmacher
Foto: Werner Huthmacher
Foto: Ippolito Fleitz Group
Foto: Ippolito Fleitz Group

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