01.12.2021

Brillux Groß-WG

Fotos: Brillux GmbH & Co. KG

Ein Gästehaus mit 60 Zimmern zu entwerfen, ist für einen erfahrenen Architekten an und für sich keine besondere Herausforderung. Das von Brillux beauftragte und von den Bochumer Architekten Vervoorts und Schindler umgesetzte Vorhaben in Münster ist jedoch kein gewöhnliches Projekt. Hier gehen unterschiedliche Raumkonzepte unter dem Gedanken, eine Groß-WG zu fördern, nahtlos ineinander über. Für die Dauer ihres Aufenthalts können Seminarteilnehmer der Brillux Akademie hier Quartier beziehen.

Eine architektonische Herausforderung: Zum einen, weil das Grundstück von gut 6.000 qm, das an einer der wichtigsten Verkehrsachsen Münsters, der Weseler Straße, liegt, unmittelbar an ein Wohngebiet grenzt. Denn um die Anwohner nicht durch die Anreise der Gäste zu stören, hatte Brillux den Planern die Aufgabe gestellt, eine direkte Anbindung des Gästehauses an das Werksgelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorzusehen. Zum anderen engte die lang gezogene, schmale Form des Baufensters die planerischen Möglichkeiten ein.

Während die 60 Gästezimmer und Apartments mit ihrer hochwertigen Schlichtheit vor allem dem Zweck des Ausruhens dienen, warten die großzügigen Gemeinschaftsräume, in denen sich im Erdgeschoss das Groß-WG-Leben abspielt, mit der spielerischen Leichtigkeit moderner Eleganz auf. „Wir wollen unsere Gäste beherbergen, wie man es auch privat handhabt: das Gästezimmer herrichten und den Besuch bitten, sich wie zu Hause zu fühlen", sagt Peter König, geschäftsführender Gesellschafter bei Brillux. Will heißen: Annehmlichkeiten auf hohem Niveau bieten, aber keinen Rundum-Service. Der Gast soll sich einbringen, aktiv werden. Für das maßgebliche Planungsbüro Vervoorts & Schindler war der Rahmen damit abgesteckt.

Das von den Architekten auf dieser Grundlage erarbeitete Resultat ist ein Ensemble, bestehend aus drei jeweils dreigeschossigen Atriumhäusern mit weitgehend identischem Grundriss. Angeordnet wurden die quadratischen Gebäude mit 28 Meter Seitenlänge parallel zur unmittelbar davor verlaufenden Straße, die gleichzeitig das trennende Element zum Werksgelände darstellt. Ein rund 90 Meter langer Flur verbindet die freistehenden Häuser straßenseitig miteinander. Rückseitig dient eine 150 qm große überdachte Terrasse als zusätzliches verbindendes Element zwischen den Gebäuden B und C. In diesen Häusern findet sich zu ebener Erde auch der größte Teil der Gemeinschaftsräume, die im Rahmen dieses Projekts von zentraler Bedeutung sind.

Eine komplexe Herausforderung war die Anbindung des Gästehauses an das Brillux Werksgelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Denn Ziel war es, die An- und Abreise der B-Wohnen-Gäste nicht über das angrenzende Wohngebiet abzuwickeln, weshalb werkseitig Parkplätze zur Verfügung stehen. Eine zunächst angedachte Unterführung ließ sich aus technischen Gründen nicht realisieren. Also konzipierten die Architekten im Gegenteil einen Überwurf in Form einer 40 Meter langen und mit 39 farbigen Scheiben verglasten Brücke. Das rund 120 Tonnen schwere Bauwerk quert in rund fünf Metern Höhe am höchsten Punkt der lichten Durchfahrt die Weseler Straße und verbindet den Neubau mit dem Werksgelände.

Heute symbolisiert das B-Wohnen wie kein zweites den Campus-Gedanken, den Brillux für die Weiterbildungsaktivitäten verfolgt – neben dem Gästehaus unterhält das Unternehmen zahlreiche Lehrflächen für die praktische Ausbildung und Seminarräume für theoretische Schulungen. Was man von außen übrigens nicht erahnen kann, sind die zahlreichen Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss sowie die Spielewelt im Keller des Gesamtkomplexes, das dazu beitragen soll, Kontakte unter den Seminarteilnehmern zu schaffen. Ganz im Sinne der Grundidee einer Groß-WG.

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