09.09.2020

Erst das Licht, dann die Leuchte

Lichtberechnungsprogramme machen nur quantitative Aussagen, für eine qualitative Darstellung braucht es Lichtplaner mit Erfahrungswerten. | Rendering: Prediger Lichtplaner

Sebastian Brinks langjähriger Geschäftsführer von Prediger Lichtberater in Hamburg gibt in zehn Thesen die Essenz seiner Branchenerfahrung weiter. Seine Anregungen helfen, typische Fehler zu vermeiden und zeigen: Es lohnt sich, einen Experten bei der Entwicklung eines Lichtkonzeptes hinzuzuziehen.

Mit seinen Thesen wendet sich Brink gezielt an Bauverantwortliche, die ihre Räumlichkeiten selbst nutzen möchten – sei es privat oder gewerblich. Stärke seines Unternehmens sind maßgeschneiderte Lichtkonzepte, die auf die Bedürfnisse der späteren Nutzer eingehen. Deshalb bietet Prediger keine seriellen Lösungen für Großprojekte wie Flughäfen oder Museen an, sondern arbeitet direkt mit den späteren Nutzern - sei es in Arztpraxen, Büro- oder Privaträumen.

1 | Wenn man am Anfang des Projektes in Produkten und geschmacklichen Richtungen denkt, ist man leicht verloren.

 


 


Sebastian Brink: Ich habe oft erlebt, dass der Kunde von Anfang an in konkreten Formen und Farben denkt. Sinnvoller ist es, wenn man bei der Lichtplanung einen großen Schritt zurückgeht und sich zunächst mit den baulichen Gegebenheiten auseinandersetzt. Die Beschäftigung mit den Leuchten sollte das letzte Element der Planung sein.

2 | Erst nach Festlegung von Brennstellen, Leuchtenart und Lichtcharakteristik können die Leuchten ausgewählt werden.

SB: Hier kommen wir zurück zur ersten These: Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass zunächst klar sein muss, welches Licht gebraucht wird und gewünscht ist, um daraus resultierend das passende Leuchtenmodell zu finden.

3 | Eine Festlegung der Leuchtenanschlüsse in Wohnräumen ist die Basis des Lichtkonzeptes.

SB: Wir können nur dort für Licht sorgen, wo die nötigen Anschlüsse vorhanden sind. Natürlich lässt sich mit ein paar Tricks, wie zum Beispiel der sogenannten Affenschaukel, noch etwas Spielraum gewinnen. Grundsätzlich orientiert sich ein Lichtkonzept aber immer an den vorhandenen Anschlüssen. Wer das Beste aus seinen Räumen herausholen möchte, sollte deswegen so früh wie möglich einen Lichtberater hinzuziehen, um die Auslässe für die späteren Lichtquellen optimal setzen zu können.

4 | Ein Planer ohne tiefgreifende Produkt- und Marktkenntnis im Designleuchtenbereich wird Schwierigkeiten haben, das ideale Lichtkonzept für private Räume allein zu entwickeln.

SB: Im Zeitalter der LED ist es wichtiger denn je, jemanden zur Seite zu haben, der spezialisiertes Fachwissen mitbringt: Lichtfarben, Helligkeit und Steuerung sollten genau auf die Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt sein. Diese Anwendungskompetenz bringen nur Spezialisten im Bereich Licht mit.

5 | Es ist wichtig, dass der Planer sich auf die Zusammenarbeit mit wenigen ausgewählten Herstellern konzentriert.

SB: Mir ist kein Planer bekannt, der das Produktportfolio von mehr als 30 Herstellern gut beherrscht. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass eine optimale Lichtberatung voraussetzt, dass der Planer auf einen guten und direkten Draht zum Hersteller zurückgreifen kann.

6 | Lichtberechnungsprogramme eignen sich nicht für die Erstellung von Lichtkonzepten für individuelle Räume.

SB: Sicherlich können Lichtberechnungsprogramme hilfreich sein, um als Laie eine grundsätzliche Vorstellung für die Wirkung von Licht zu erhalten. Sie sind jedoch ungeeignet, um nutzerorientierte Lichtkonzepte zu erstellen, da es sich um eine rein quantitative und nicht um eine qualitative Darstellung handelt.

7. Ein Lichtkonzept baut auf den Raumnutzungs- und Möblierungsplänen auf.

SB: Man sollte sich vor der Lichtplanung bewusst machen, dass ein gutes und individuelles Lichtkonzept nur umsetzbar ist, wenn der Kunde sich bereits intensiv damit auseinandergesetzt hat, wie er den Raum nutzen möchte. Nur dann können wir gewährleisten, dass unser Lichtkonzept sein volles Potenzial entfaltet.

8 | Das Leuchtenbudget für eine gute Beleuchtungslösung liegt bei etwa 100 Euro pro Quadratmeter ohne Montage für den Innenbereich und bei 10 Euro pro Quadratmeter für den Außenbereich.

SB: Dabei handelt es sich um Kosten, die der Kunde von vorneherein miteinplanen sollte, ähnlich wie beim Kauf einer Küche. Denn leider gibt es oft kein Bewusstsein dafür, was Licht kosten sollte und darf.

9 | Ein Lichtkonzept kostet 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und 1 Euro pro Quadratmeter Außenbereich.

SB: Hier verhält es sich ähnlich wie bei meiner achten These. Auch das Konzept muss bei der Budgetierung berücksichtigt werden. Es sollte eine gewisse Bereitschaft da sein, Geld in die Hand zu nehmen. Schließlich bringen hochwertige Leuchten nichts, wenn ihr Licht nicht richtig eingesetzt wird. Bei einer Beratung mit Planungsunterlagen sollten auch dafür Kosten berücksichtigt werden.

10 | Ein Lichtkonzept lohnt sich nicht nur für große Projekte, sondern auch für Räume und einzelne Anwendungen.

Wir sprechen von Project, Room und Case. Schnell kann der Eindruck entstehen, dass ein Lichtkonzept sich nur bei großen Projekten lohnt, wenn beispielsweise ganze Wohnungen oder Häuser beleuchtet werden. Dem ist nicht so, einen Fachmann zu konsultieren macht schon im Kleinen Sinn. Wenn ich Licht für die Leseecke benötige, einen schicken Hingucker über dem Esstisch wünsche oder einfach nur lange und konzentriert am Schreibtisch arbeiten möchte – es ist ideal, sich dafür mit einem Lichtexperten zusammenzusetzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Brinks Thesen beruhen auf Erfahrungswerten. Um auch Laien einen schnellen Überblick zu geben, sind die genannten Sachverhalte bewusst vereinfacht dargestellt. Seine Thesen sind persönliche Annahmen und spiegeln Brinks Erfahrungen und seine Sichtweise wider. Einen Anspruch auf absolute Richtigkeit erheben sie nicht.


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