18.02.2020

Kann digital romantisch sein?

Japanischer Lichtkünstler

Der japanische Lichtkünstler Yasuhiro Chida macht in der Installation "Myrkviðr“ das Phänomen des "Diamantenstaubs“ sichtbar. Foto: Luminale

An vier Abenden, vom 12. bis 15. März 2020, zieht die 10. Luminale Künstler und Besucher aus aller Welt nach Frankfurt und Offenbach am Main. Erstmals haben die mehr 20 Installationen der Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung ein gemeinsames Thema: "Digital Romantic".

Spielstätten sind wie gewohnt die Wahrzeichen der Stadt: der Frankfurter Römer, die Alte Oper, das Fischergewölbe oder das Goethe-Haus. Herzstück ist wie jedes Jahr der Light Walk, der alle zu Fuß erreichbaren Orte zu einem Stadtrundgang verbindet.


"Wir haben viele neue Partner gewinnen können", sagt Isa Rekkab, Leiterin der Luminale. Die Teilnehmer kommen aus Japan, USA, Hongkong, Neuseeland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Dänemark, Ungarn, Tschechien, Kroatien und den Niederlanden.


Den Partnerstädten Leipzig, Budapest und Prag ist am Frankfurter Römer eine eigene Installation gewidmet. Drei Künstler-Kollektive aus diesen Partnerstädten gestalten den Römerberg mit dem Rathaus und der Alten Nikolaikirche in einer audiovisuellen 180-Grad-Inszenierung: Maxin10sity aus Budapest, Radiolus aus Leipzig und 3dsense aus Prag.

Doch die Biennale ist auch ein Projekt der gesamten Stadtgesellschaft: Kulturinstitutionen, wissenschaftliche Einrichtungen, Ateliers, Galerien, Museen, Szenetreffs, Vereine, Initiativen und Religionsgemeinschaften aus Frankfurt und Offenbach tragen zusammen rund 80 Projekte bei.


Am eindrücklichsten zeigt sich das an der Resonanz auf das neue Deutsche Romantik Museum, das 2020 nach fast zehn Jahre andauernder Diskussion und Planungsphase als Erweiterungsbau des Frankfurter Goethe-Hauses eröffnen wird. Passend zu diesem Kulturereignis mit internationaler Ausstrahlung hat sich die Luminale in diesem Jahr zum ersten Mal ein Thema gegeben: "Digital Romantic".


"Im Jahr der Eröffnung sucht die Luminale nach Verbindungen zwischen der Epoche der Romantik und der gegenwärtigen digitalen Revolution", sagt Luminale-Leiterin Isa Rekkab. "Die Biennale will zeigen, dass Licht nicht nur Fassaden verändert, sondern auch neue Sinnschichten offen legen kann. Wir wollen erkunden, ob Licht auch Orte jenseits der realen Welt schaffen kann."

Die Verantwortlichen fragen deshalb: Ist eine neue Romantik die Antwort auf permanente Vernetzung und den Analyse- und Optimierungswahn, der mit der Digitalisierung einhergeht? Wo gibt es Rückzugsorte für die Digital Natives? Und: Sind digitale Umgebungen eine Flucht aus der Realität oder erweitern sie die Sicht auf die Welt?

Zum ersten Mal gibt es ein Lichtobjekt, das in limitierter Stückzahl käuflich zu erwerben ist: „KUU" ist ein atmosphärisches, leichtes Designobjekt und steht für die Faszination des Mondes. Kai Linke, Mitglied der Frankfurter Werkgemeinschaft (fwg) hat es als Beitrag zur Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung entworfen.

Das kuratierte Programm vereint 23 künstlerische Projekte im Spannungsfeld von Licht und Stadt. Im Mittelpunkt stehen Projekte, die für einen konkreten Ort in Frankfurt oder Offenbach geschaffen wurden und sich mit seiner Architektur, Geschichte und Zukunftsperspektive auseinandersetzen.

Tagsüber lädt der Luminale-Talk im Festivalzentrum, dem Instituto Cervantes im ehemaligen Amerika-Haus, zum interdisziplinären Dialog ein. Start ist am Freitag, 13. März 2020, mit der Diskussion "Hochhausstadt Frankfurt" in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) Hessen.

Die Vielfalt der Beiträge ist groß: Video-Mappings auf Gebäudefassaden, Installationen in Kirchen, den historischen Wallanlagen, am und sogar im Wasser, ein mobiles Lichtkunstwerk, die Inszenierung einer ganzen Straße, ein künstlicher Himmel, Augmented Reality, Konzerte, Performances und eine Reihe von Initiativprojekten der Frankfurter und Offenbacher Stadtgesellschaft bilden ein facettenreiches Programm. Eine Arbeit thematisiert Licht, ohne es einzusetzen. Zahlreiche Projekte greifen das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit auf.


Hintergrund: Die Luminale präsentiert ihr Programm in fünf Kategorien: "Curated", "Talk", "Study", "Community" und "Better City". Sie findet seit 2002 in Frankfurt und Offenbach im Rhythmus von zwei Jahren statt. Heute ist sie mit rund 250.000 Besuchern und 150 Projekten eine der größten kulturellen Veranstaltungen in Frankfurt und der Rhein-Main-Region.

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