05.05.2021

Baumhausarchitektur

Eingebettet in die Landschaft, deren Farben und Formen von der Innenarchitektur sensibel fortgesetzt werden, entsteht in den Suiten eine ganz eigene Aufenthaltsqualität. | Fotos: Alex Filz

Naturverbunden: Die Architektur der Floris Green Suites in Seis am Schlern in Südtirol ist Baumhäusern nachempfunden. Das Konzept stammt von noa* Architekten. 

Weite Horizonte, zwanglose Offenheit und persönliche Freiheit sind bei diesem Projekt die bestimmenden Untertöne – und zwar in sämtlichen Richtungen. So bleibt der vorhanglose Patio für den Gast selbst ein individuell nutzbarer, vielleicht textilfreier Rückzugsort, ebenso der private Freibereich mit Terrasse, die von Durchbrüchen gesäumt wird, durch die wiederum die neugepflanzten hohen Bäume des Parks hindurchwachsen und wo man – mit einem Netz bespannt – wie in einer Hängematte zum Seele-Baumeln-Lassen eingeladen wird. Pflanzentröge auf Balkonen und Terrassen ergänzen das naturverbundene Ambiente.


Die gestalterische Durchgängigkeit der Architektur, etwa die mit dem Lärchenholz eingekleideten Untersichten der Suiten, gepaart mit den dezenten, aber bewusst komponierten Unregelmäßigkeiten der „Baumhäuser" interpretieren die Aufenthaltsqualität für die Gäste völlig neu. Die vielgestaltigen Öffnungen in der Architektur schaffen einzigartige Lichtstimmungen.

Die ursprüngliche Idee war, den Baukörper mit den neuen Zimmern vom eigentlichen Terrain abzuheben, um den Park in seinem vollen Umfang zu belassen und möglichst wenig Fläche dafür zu versiegeln. Ein ebenerdiger Anbau hätte zur Folge gehabt, einen beachtlichen Teil dafür einzubüßen. Doch geht es hier nicht einfach um einen Riegel, der Zimmer Tür an Tür aneinanderreiht, sondern viel mehr um die Idee einer geordneten Gruppierung einer Art kleiner, in sich geschlossener Baumhäuser, die – hoch oben auf ihren drei Meter hohen Stützen – unterhalb den Park einfach für alle Gäste offen lassen. Gleichzeitig wuchs das Bestreben, die Gäste der neuen Suiten nicht nur im Park wohnen zu lassen, sondern ihn daran teilhaben zu lassen. Für den Entwurf wurde so der Park zum zentralen Thema der Architektur, die in jeder Hinsicht ein Teil davon wird – so als wäre sie immer schon da gewesen.

Das Konzept der Baumhäuser nahm immer konkretere Formen an: Entlang eines verbindenden Korridors, der wie ein Rückgrat die Module des neuen Hotelzubaus eint, entwickeln sich die beiden Suiten-Geschosse mit jeweils fünf Zimmern, die allesamt zum Park hin orientiert sind. Um das Architekturensemble noch lebendiger zu machen, wurden die jeweils übereinander liegenden Zimmer leicht gegeneinander versetzt, so dass sich der Eindruck einer gewachsenen, natürlichen Struktur ergibt und die Durchblicke erhalten bleiben.


Für den Gast selbst entsteht dabei das besondere Gefühl, in einem eigenen Häuschen zu wohnen. Trotz der Durchlässigkeit der Architektur bleibt das Erscheinungsbild das eines gesamten Baukörpers, der sich behutsam an die Parklandschaft schmiegt. Zusätzlich wird dies auch durch die vorvergraute Holzfassade unterstrichen, die ihrerseits wieder ein bisschen mehr Ruhe und Homogenität in die lebhafte Gebäudekubatur bringt.

Die Raumaufteilung der Floris Green Suites orientiert sich zwar an den klassischen Bereichen Wohnen, Schlafen und Bad, setzt diese aber unkonventionell um. Die zentrale Wohnzone läuft in einen geschützten Balkon aus, von dem aus man die Bergkulisse erleben kann – einer der großen Vorzüge, den auch der verglaste Schlafbereich anzubieten weiß. Alles fließt hier ineinander: Die Räume, die Funktionen und das Außen und Innen.


Lediglich die Toilette mit Bidet wurde als abgeschlossene Box definiert. Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist der freistehende Waschtisch mit Spiegel, der auch die Funktion eines kleinen Sekretärs übernehmen kann: ein Hybridmöbel, das den Übergang zwischen Sanitärbereich und Wohnzone markiert.


Im hinteren, parkabgewandten Teil der Suite, wo sich auch der Eingang befindet, ist der intimste Bereich angesiedelt: Eine offene Dusche wird elegant flankiert, einerseits von der abgeschlossenen Box mit Toilette und Bidet, andererseits von der eigenen kleinen finnischen Sauna, die dem Gast zur Privatnutzung zur Verfügung steht. Zu den vielen Aus- und Durchblicken gesellt sich ein uneinsichtiger Patio mit Outdoor- Badewanne.


Im Farbkonzept dominiert ein mit Grautönen durchsetztes, gedämpftes Grün. Essentieller Teil des innenarchitektonischen Konzepts sind in diese Farbstimmung eingepasste Stoffbezüge, Fliesen und gemalte Oberflächen, die das Drinnen und Draußen noch stärker miteinander verschmelzen lassen.


Dazu in harmonischem Einklang gesellt sich der Fußboden aus Räuchereiche sowie sämtliche Armaturen und Sanitärmöbel in zurückhaltendem Schwarz. Eine Ausnahme bildet auch hier die freistehende Badewanne im offenen Patio, die mit ihrem strahlenden Weiß den Eyecatcher der Suite darstellt.


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