30.09.2020

Blau steht für behütet

Sichtverbindung Kita am Gleis Neu-Schöneberg, Berlin

Fotos: arge Knowspace Thinkbuilt / Werner Huthmacher Photography

In der Kita am Gleis in Berlin-Schöneberg sorgt ein besonders sensibles Farbkonzept für Geborgenheit. Die raumatmosphärische Gestaltung und Blau als dominierende Farbfamilie helfen den Kindern, sich jederzeit intuitiv zu orientieren. Die Wickel- und Waschtischeinheiten entstanden in der Zusammenarbeit mit der Manufaktur für Badkeramik Bette.

Zwischen gründerzeitlicher Bebauung und den Bahngleisen liegen die sieben Wohnkomplexe, die vom Berliner Architekturbüro Collignon Architektur & Design geplant und realisiert wurden. Daran angrenzend, im Süden des neuen Stadtquartiers, steht mit der Kita am Gleis ein deutlich kleineres Gebäude mit L-förmigem Grundriss, das Platz für 33 Kinder bietet. Fassade, Grundriss und Innenraum wurden von den den Berliner Architekten Jason Danziger, thinkbuild architecture, und Erhard An-He Kinzelbach, Knowspace, gestaltet.

Innerhalb des Quartiers ist die Außenfassade der Kita ein besonderer Eyecatcher, denn sie ist im Erdgeschoss bis zur Oberkante der Türzarge als Tafel gestaltet. Die detailreichen Zeichnungen des Künstlers Chrisse Kunst sind allerdings nicht nur als dekoratives Element gedacht, sondern können von den Kindern mit Kreide fortgesetzt und bunt ausgemalt werden. So erstrahlt die Außenfassade bei gutem Wetter in farbenfrohen, wechselnden Motivwelten.


Auch die innenarchitektonische Gestaltung lebt von ihrer Farbigkeit: "Ich arbeite in meinen Projekten grundsätzlich sehr intensiv mit Farben", erklärt der Architekt Jason Danziger.

Für die Kita am Gleis wurde die NCS-Farbtonfamilie R90B verwendet, die sich aus unterschiedlichen Blautönen zusammensetzt. Die Beschränkung auf eine einzige Farbfamilie fördert räumliche Kohärenz und wirkt beruhigend auf die Kinder. "Alle Farben im Projekt beziehen sich auf diese graublaue Farbfamilie. Alle anderen Farben bringen die Kinder durch ihre Kleidung oder ihr Spielzeug mit in das Gesamtkonzept ein", erläutert er.

Projekt- und Schlafräume, Spielzimmer und alle weiteren Räume sind mit maßgeschneiderten, hellen Holzmöbeln ausgestattet, die Danziger zusammen mit Erhard An-He Kinzelbach entworfen hat. Die polygonalen Formen der Holzmöbel werden in farbigen Formen auf den Fenstern und Scheiben wiederaufgegriffen. Für die Kinder entsteht so eine Atmosphäre, in der sie sich aufgehoben fühlen.


Nahezu jede Wand ist zweifarbig gestaltet und wechselt in horizontaler Linie oberhalb 1,4 Meter ihre Farbe. Da die Kinder aufgrund ihrer geringeren Körpergröße diese Höhe nicht überschreiten, wirkt das Gebäude durch den regelmäßigen Farbwechsel niedriger auf sie. Zusätzlich hilft ihnen die spielerisch eingesetzte Farbigkeit bei der Orientierung innerhalb des Gebäudes.


Der Eingangsbereich, die sogenannte Piazza, ist der einzige Raum mit weniger Farbe – hier ist die Wand im oberen Feld ausschließlich Grau. Trotz seiner zurückhaltenden Farbigkeit kommuniziert die Raumarchitektur hier besonders stark und nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der raum-atmosphärischen Gestaltung ein: Der Grundriss ermöglicht hier drei unterschiedliche Sichtachsen: geradeaus durch die Kita in den Garten, nach links druch das Gebäude ins Freie oder nach oben. Durch ein Bodenfenster im Obergeschoss und das in der Verlängerung liegende Dachfenster sehen die Kinder direkt in den Himmel.

Improvisierte Waschtische

Bei der Gestaltung der drei Sanitär- und Wickelräume legten die Architekten viel Wert auf natürliches Licht und ästhetisch ansprechende Sanitärprodukte: „Das soll ein Ort der Freude sein, an dem sich Kinder gerne aufhalten. Körperreinigung, Wickeln und alles rund um das Thema Wasser soll hier spielerisch wahrgenommen werden, die blaue Farbe – passend zum Gesamtfarbkonzept des Hauses – hilft dabei", erklärt Danziger. Über den Wickeltischen sind beispielweise Innenfenster in die Wand eingelassen: So wissen die Kinder jederzeit, wo sie sich befinden und sind weiterhin mit der Gruppe verbunden.


Für die Waschtische auf den Wickeltischen wurden die Architekten bei dem Delbrücker Badspezialisten Bette fündig. Beide arbeiten bereits seit einigen Jahren mit dessen Produkten. „Die bermudablaue Duschwanne von Bette hat perfekt zur ausgewählten Farbfamilie und dem hellen Holz der Wickelkommode gepasst. Also haben wir anstelle von Waschtischen einfach die 28 Zentimeter tiefen Duschwannen umfunktioniert, für den Fall, dass bei den Kleinen mal etwas schiefgeht", erklärt Danziger.

Die farbliche Integration der Duschwannen in das restliche Farbschema wirkt auf die Kinder beruhigend und macht den Wickelbereich zum Teil eines Ganzen. "In unseren Architekturprojekten geht es nicht darum, einzelne Objekte zu akzentuieren, sondern die aufeinander abgestimmten, einzelnen Bausteine sollen sich in eine stimmige Gesamterscheinung verwandeln. Diesen Aspekt nenne ich aktive Atmosphäre", erklärt Danziger.


Auf Wunsch des Architekten wurde bei zwei Duschwannen ein Hahnloch in den Wannenrand gebohrt und eine schwenkbare Armatur installiert. Damit können die Kinder nun auch abgeduscht werden.


www.my-bette.com

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