01.03.2021
Für sein Lasersublimationsverfahren erhielt das Hightech-Schreinerunternehmen Strasserthun gerade den Materialpreis. Einer, der das Verfahren künstlerisch in Szene setzt, ist der Graffitikünstler Ata Bozaci. Seine Ausstellung "4478 m ü m" war bis Februar im Strasserthun-Showroom zu sehen und ist nun in die Kunstgalerie "punkt 58" in Zürich weitergewandert.
"4478 m ü m" ist eine Chiffre, die in der Schweiz jeder lesen kann: Sie steht für die Höhenmeter des Matterhorns. Als vielfach vervielfältiges Film- und Postkartenmotiv ist es ein Wahrzeichen und eine schlüssige Metapher für Schweizer Benchmarking. Da fügte es sich gut, dass der Künstler Ata Bozaci für seine Neuinterpretation der Ikone das Hightech-Verfahren der Lasersublimation von Strasser Thun wählte. Denn auch dieses gilt als Schweizer Innovation.
Strasserthun ist Stolz auf seine Handwerkstradition, scheut sich aber auch nicht vor Hightech.
"Sublidot by Strasserthun" nennt das Unternehmen das Veredelungsverfahren, das via Lasersublimation Massivholz, Furnier und andere organische Oberflächen materialschonend "beschreibt". Jüngstes Beispiel war das Felsrelief des Matterhorns mit seinen rauen und scharfkantigen Flanken, für dessen Neuinterpretation der Street-Art-Künstler Ata Bozaci sich der Lasertechnik bediente. "Wir wählten einen unverkennbaren grafischen Stil", erklärt der Künstler, "umgesetzt mit einer in der Schreinerwelt noch nie dagewesenen Technologie."
Bozaci schafft als Graffitiwriter monochrome Werke, deren Vielschichtigkeit durch deren räumliche Darstellung entsteht. Unterschiedlich geschichtete Material- und Farbtiefen lassen sie manchmal fast farbig wirken. Für diesen schreibenden Stil bot sich die Lasersublimation förmlich an: "Erst durch das Laserverfahren erhalten die Werke auf dem Medium
haptische Eigenschaften und gewinnen an Tiefe, beim Digitaldruck hingegen bleibe das Motiv flach", sagt Bozaci. "Das Holz lebt, es reagiert unterschiedlich auf das Laserverfahren. So entsteht jedes Mal ein Unikat."
Zusammengeführt hat den Künstler und das Hightech-Unternehmen Serge Pietsch, ein Mitarbeiter von Strasserthun. Der Sprayer Ata sei sein Held aus Jugendtagen gewesen, erzählt Pietsch, damals als Ata sich noch "Toast" nannte und als Sprayer in Burgdorf und Bern unterwegs war. Zirka 23 Jahre später, Pietsch hatte gerade eine Stelle als Produkt-Manager in der Thuner Schreinerei angetreten, erinnerte er sich an sein Vorbild aus der Teenagerzeit. Die Lasertechnologie, die sein neuer Arbeitgeber entwickelt hatte, und die Arbeitstechnik des ehemaligen Sprayers – das müsste passen, dachte er.
Erst das Sublimationsverfahren schafft die Haptik.
Ata Bozaci ist dafür bekannt, öfter mal das Medium zu wechseln. Der 46-jährige wuchs in Burgdorf auf und stellte Werke etwa mit dem deutschen Künstler Stefan Strumbel aus sowie mit dem verstorbenen Basler Graffitikünstler Sigi von Koeding, genannt "Dare", oder dem Street-Art-Pionier Blek le Rat. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er durch den Auftrag von Gunter Sachs, zusammen mit "Dare" Sachs' Wohnung am Wörthersee zu gestalten. Bozacis bisher auffälligstes Werk ist ein 27 Meter hohes Wandbild in Shenzen/China, das ein Baby an einem Smartphone zeigt.
Eine Zeit lang arbeitete er fast ausschliesslich am Computer, seine digitalen Porträts hat er in dem 2015 veröffentlichten Band "Fifteen Seconds of Fame" zusammengestellt. Für neuere Werke beschäftigte er sich mit zuletzt mit dem Thema "Immersion und soziale Medien". Zuletzt arbeitete er auch wieder mit Spraydose und Pinsel.
Das 1947 gegründete Thuner Familienunternehmen wird in dritter Generation geführt. "Im Herzen eine Schreinerei mit traditioneller Handwerkskunst, im Blut das Gespür für Materialinnovationen und Verfahrenstechnologien", lautet die Selbstbeschreibung des Betriebs mit mehr als 70 Mitarbeitern. Diese erarbeiten hochwertige Innenausbauten, fussend auf individueller Materialberatung. Durch das im Betrieb vorhandene Know-how entstehen einmalige, auf den Kunden zugeschnittene Produkte. Das Lasersublimationsverfahren "Sublidot by Strasserthun" macht etwas 4% des Unternehmensumsatz aus. Um es weiterzuentwickeln und gezielt zu vertreiben, wurde die gleichnamige Submarke gegründet.
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