04.05.2021

Auf dem Weg zum C2C-Produktstandard

Foto: Grohe

Grohe launchte zeitgleich zur ISH digital 2021 seine ersten, nach dem Cradle-to-Cradle-Certified-Produktstandard designten Produkte und zeigt damit, dass Kreislaufwirtschaft auch im Sanitärbereich umsetzbar ist. Mehr über den neuen Designansatz verrät Patrick Speck, Leader, LIXIL Global Design, EMENA, im Interview mit InteriorFashion.

Mit Abfall-Recyclingraten von 99% und einem hohen Recyclinganteil in den eingesetzten Materialien nähert sich das Unternehmen seit Jahren schrittweise der Kreislaufwirtschaft an. Mit dem Re-Design vier seiner Bestsellerprodukte geht es nun den nächsten Schritt, weg vom linearen Wertschöpfungsprozess hin zur Kreislaufwirtschaft: Die Armaturen "Grohe BauEdge S-Größe", "Grohe Eurosmart S-Größe", Grohe Eurosmart Kitchen" sowie das "Grohe Tempesta 100 Brausestangenset" gibt es ab sofort in zwei Varianten: im Standarddesign und in einer Cradle-to-Cradle-Variante. Das Besondere: Mit dem Re-Design hat Grohe auf Anhieb den Cradle-to-Cradle-Goldstandard erreicht.

Der Cradle-to-Cradle-Designansatz hilft, die Menge der für die Produktion eingesetzten Ressourcen (Materialien, Wasser, Energie oder Verpackung) drastisch zu reduzieren. Das Produkt wird mit der Absicht hergestellt, alle seine Komponenten nach Gebrauch wieder aufzubreiten und zurück in die Produktion zu geben. Dabei unterscheidet das Konzept zwischen Konsum- und Gebrauchsgütern. Zu letzteren zählen beispielsweise Armaturen, die in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt und in den technischen Kreislauf zurückgegeben werden.


Die Sanitärmarke Grohe spiele dabei eine große Rolle, wird C2C-Entwickler Prof. Dr. Michael Braungart auf der Unternehmenswebseite zitiert. Das Beispiel der kreislauffähigen Armaturen sei ein Präzedenzfall dafür, dass zirkuläre Wertschöpfung auch in der Sanitärbranche möglich ist.

Drei Armaturen, die "BauEdge S-Größe", die "Eurosmart S-Größe" und die "Eurosmart Kitchen", und das "Tempesta 100 Brausestangenset" haben den Cradle-to-Cradle-Certified-Produktstandard in Gold erreicht. Darüber hinaus wird die nachhaltige Wirkung der "BauEdge"- und "Eurosmart"-Armatur durch den Einsatz der "SilkMove ES"-Technologie, bei der „ES" für Energiesparen steht, verstärkt. Die Technologie verhindert den unnötigen Verbrauch von heißem Wasser, indem sie bei mittlerer Hebelstellung der Armatur nur kaltes Wasser liefert und sich der CO2-Ausstoß eines Gebäudes reduziert. Das Forschungslabor des Unternehmens, das für das Re-Design eine entscheidende Rolle spielte, steht in Hemer.


Thomas Fuhr, Co-CEO der Grohe AG, erklärte anlässlich der Präsentation: "Der Zertifizierungsprozess ist äußerst anspruchsvoll – er berücksichtigt sowohl vorgelagerte Fertigungsprozesse als auch die interne Produktion – aber der Vorteil ist eindeutig: eine drastische Reduzierung des Verbrauchs neuer Ressourcen. Es ist unsere Pflicht, ein Umdenken in der Branche zu bewirken. Der Cradle-to-Cradle-Certified-Produktstandard lehrt uns, den Lebenszyklus von Produkten anders zu betrachten, und zwar so, dass wir sie als wertvolle Rohstoffspeicher sehen und nur Materialien verwenden, die weder den Menschen noch der Umwelt schaden. Nur so können wir ein besseres Leben für zukünftige Generationen sicherstellen." In einem nächsten Schritt kündigt das Unternehmen an, auch die Rücknahme seiner Produkte anzubieten und zu managen.

"Die neue Relevanz der Sanitärtechnik"

Der Ansatz, das Design eines bestehenden Produkts noch einmal zu überdenken, sei für das Unternehmen allerdings nicht neu, verriet Patrick Speck, Leader, LIXIL Global Design, EMENA, im Interview mit InteriorFashion anlässlich der Grohe X Launch Week. Im Gegenteil, das sei eine Herausforderung, der sich das Unternehmen in der Produktentwicklung ständig stelle. "Design nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip bedeutet ja im Kern nichts anderes, als sparsam mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umzugehen. Wenn wir bei Grohe über eine neue Produktidee sprechen, fragen wir uns immer ganz genau: Für wen machen wir das und wozu? Wir wollen sichergehen, nichts Redundantes oder Überflüssiges zu produzieren. Wir gehen immer von der Prämisse aus: Weniger ist mehr, und wie lässt sich mit weniger mehr erreichen", sagte Speck. Er habe große Hoffnungen, dass das Cradle-to-Cradle-Prinzip langfristig zum allgemeinen Industriestandard wird, gehe aber davon aus, dass die Entwicklung dorthin nur langsam voranschreite.

In diesem Zusammenhang stehe auch der Unternehmensclaim "Wasser wird smart": "Mit diesem Claim haben wir unser Wassermanagementsystem vorgestellt", erklärt Speck. "Dabei ging es um die Frage, wie wir smarte Technologien nutzen können, um der Wasserverschwendung – in diesem Fall Wasserrohrbrüche – im Alltag Herr zu werden. Das funktioniert mit Sensortechnik und intelligentem Monitoring. Was man aber nicht vergessen darf", fügte er im Gespräch mit InteriorFashion hinzu, "digitale Lösungen sind immer nur ein Teil des intelligenten Verbrauchs. Viel wichtiger sind der Mensch und sein Verhalten. Und dieses Verhalten wollen wir unterstützen, indem wir den Umgang mit Wasser angenehm gestalten. Das verstehen wir unter Human Centric Design."


Mit Blick auf das private Wohnen ergänzt Speck: Wenn er mit Innenarchitekten und Planern über dieses Thema spreche, kristalliere sich oft heraus, dass Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz im Privaten oft mit Wellness zusammengedacht werde. "Langfristig wollen wir deshalb mit unseren Lösungen dazu beitragen, für den Alltag zuhause und in Bad und Küche Schritt für Schritt eine Art Ökosystem zu etablieren. Der Kunde soll mit unseren Produkten in der Lage sein, Wasser, Geld und Energie zu sparen und dabei die Umwelt zu schützen oder, noch besser, ihr förderlich zu sein. Darin liegt die neue Relevanz von Sanitärtechnik."


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Mehr zu Cradle-to-Cradle bei Grohe gibt es hier


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Markenerlebnis online

Zeitgleich zur ISH digital 2021 hat Grohe einen digitalen Erlebnishub für seine Markenwelt geschaffen. Eröffnet wurde die Plattform mit einer Launch Week mit Keynote, Panel Talk, dem "Wow of the Week", einer Reihe von "How to"-Videos und Porträts einzelner Mitarbeiter wie im Format "A Glass of Water with". Kernthemen waren "Green Buildings" und "Strategies of Future Living". Die Webseite registrierte rund 68.000 Besuche aus 140 Ländern. Auch über die Messewoche hinaus soll die Plattform als Vernetzungstool für Partner dienen. Seit März hätten mehr als 4.000 Kundenmeetings stattgefunden, teilte das Unternehmen mit. Die Videos und aufgezeichneten Diskussionen stehen nun als on-demand-Inhalte auf der Seite zur Verfügung.


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