01.12.2020

Japanischer Grenzgänger

Wood & Washi übersetzen japanisches Handwerk in moderne Produkte. | Fotos: Wood & Washi

Das Unternehmen WOOD & WASHI mit Sitz in Groningen übersetzt Merkmale der japanischen Kultur in zeitlose Produkte aus Japanpapier für Sicht- und Sonnenschutz oder als Akzent an der Wand. Die daraus resultierenden Produkte sind Grenzgänger zwischen Architektur und Interior Design. So wie "Unique", der grafischen Struktur, die als Flächenvorhang Räume bemalt.

"Unique" ist ein lässiger Alltagsbegleiter, der Raum- und Lichtverhältnissen eine ganz eigene Note verleiht. Wie alle Washi-Produkte entsteht auch er in der Manufaktur Wood & Washi in Groningen. "Washi" ist bei uns vor allem unter dem Begriff "Japanpapier" bekannt. Es besteht aus den Bastfasern der Rinde des Maulbeerbaums und beruht auf einer langen handwerklichen Tradition der Papiergewinnung.

Für die Herstellung von "Unique" nutzt der Hersteller nicht das fertige Washi-Papier, sondern den beim Kochen der Rinde entstandenen Pulp. Dafür füllen die Washi-Meister den Pulp in eine Spritztüte ein und zeichnen in schnellen Bewegungen ein netzartiges Muster auf ein feines Sieb. Wenn das Wasser abgelaufen und der Pulp fest geworden ist, ist ein stabiles Netz entstanden, das die Handschrift des Wahi-Meisters trägt.


Frei in den Raum gehängt dient es als Raumteiler. Vor Wand oder Fenster angebracht, malt es seine grafische Struktur in den Raum. In jedem Fall gibt es einem Raum Spannung und Atmosphäre und erweist sich als Grenzgänger zwischen Architektur und Interior Design.

Einblick in die Fertigung

In kräftigen Bewegungen ziehen die Arbeiter der Washi-Manufakturen die Rinde von den zuvor gedämpften Maulbeerzweigen ab. In der Selbstverständlichkeit ihrer Bewegungen und im Rhyth- mus ihrer Arbeit liegt ihre über Jahre gewachsene Erfahrung und Routine. Und das Gefühl für ihr Produkt, das sie in dieser Zeit entwickelt haben. Verwachsen mit ihrer Tätigkeit.


Die abgezogenen Rinden werden dann in großen Becken mit klarem Wasser so lange gewaschen bis sie ihre natürlichen Farbstoffe verlieren und ganz weiß werden. Das anschließende Kochen lässt die Fasern auseinanderfallen und macht sie weich und geschmeidig.

Der Pulp ist entstanden – Fasermasse und Hauptbestandteil des späteren Washi – und wird aus den dampfenden Trögen gehoben, auf einer Steinplatte mit schweren breiten Holzhammern regelrecht zermalmt. Die Fasern sind jetzt feiner, kürzer und homogener.


Dieser Faserbrei wird nun in rechteckige, mit klarem Wasser gefüllte Becken gegeben und gleich- mäßig verteilt. Unter der Zugabe von Wurzelleim dickt das wässrige Gemisch ein, die Fasern be- ginnen sich zu vernetzen.


Das ist der Moment, in dem die Washi-Meister ihre mit Holzmatten versehenen Rahmen in die Becken eintauchen, um mit gekonnten schaukelnden Bewegungen den Faserbrei auf der Matte einzusammeln. Hauchdünn und fein auf der Holzfläche verteilt heben sie ihn aus dem Wasser heraus.


In einer einzigen Bewegung wenden die Washi-Meister mithilfe der Holzmatte die festwerdende Masse und legen sie auf einem Stapel zuvor gefertigter Washi Blätter ab. Vorsichtig ziehen sie nun die Holzmatte ab und bereiten den Rahmen für das nächste Blatt vor. Nach und nach entsteht ein ganzer Stapel feiner, nasser Washi-Bögen, der über Nacht liegen bleibt. Am kommenden Morgen wird durch das Zusammenziehen zweier Holzplatten über Schraubzwingen das restliche Wasser herausgepresst. Jeder einzelne hauchdünne Bogen wird zum Trocknen in Sonne und Wind aufgehängt.


 


woodandwashi.com


Das Washi zeigt nun seine Feinheit und seine besondere, sanfte Transparenz, die seit Jahrhunder- ten für japanische Schiebewände, die Shoji, genutzt wird. Eine Eigenschaft, die auch Premiumhersteller WOOD & WASHI aus dem niederländischen Groningen fasziniert und die der Hersteller in seinen Blinds und Shades einsetzt.